Alexandra Kammer
Alexandra Kammer ist Co-Founder und Chief Diversity Officer von Aivy. Aivy ist ein HR-Tech Startup, das mit seiner Software Unternehmen dabei unterstützt objektive Prozesse aufzubauen. Als Erstakademikerin setzt sie sich leidenschaftlich für die Themen Diversität und Chancengleichheit ein. Sie hat Aivy ins Leben gerufen, um den Bewerbungsprozess transparenter, fairer und vor allem inklusiver zu gestalten. Ihr Weg als Gründerin begann an der Freien Universität Berlin, und mittlerweile ist sie seit fünf Jahren in der HR-Tech-Branche tätig.
Frau Kammer, wie fördert Aivy durch seine stärkenbasierte Recruiting-Technologie aktiv Diversität und Chancengleichheit in Unternehmen? Welche Maßnahmen sind in der Künstlichen Intelligenz implementiert, um eine faire Bewertung sicherzustellen?
Aivy ist eine HR-Software, die Unternehmen hilft, durch stärkenbasierte Eignungsdiagnostik Bewerbende objektiv zu bewerten. Kurz gesagt: Wir machen individuelle Stärken sichtbar, um den Menschen hinter dem Lebenslauf in den Fokus von HR-Prozessen zu stellen. So werden Leute dafür eingeladen, eingestellt und befördert, wer sie sind und was sie mitbringen. Damit können wir unbewussten Vorurteilen begegnen und einige Unternehmen haben mit uns schon Menschen eingestellt, die sie nur anhand von Lebenslauf & Co. übersehen hätten. Die Software hilft dabei, den Prozess objektiver und dadurch menschlicher zu machen. KI setzen wir ein, um das zu verstärken und z.B. auch für HR-Verantwortliche ohne psychologische Vorkenntnisse zugänglich zu machen. Die Entscheidungen bleiben zu jeder Zeit bei ihnen.
Was war die Inspiration hinter Aivy und wie hilft sie Unternehmen dabei, das Potenzial ihrer Bewerber:innen objektiv zu erkennen? Nutzt Aivy wissenschaftliche Methoden oder spezielle Tests, um diese Objektivität zu gewährleisten?
Zunächst einmal sind wir alle im Gründungsteam Erstakademiker*innen mit sehr unterschiedlichen Werdegängen, aber einer gemeinsamen Erfahrung: Der Hürde mit einem kurzen Lebenslauf zu vermitteln, was in einem steckt. Die Inspiration hinter Aivy war also der Gedanke, dass der herkömmliche Bewerbungsprozess häufig Potenziale übersieht, die nicht dem klassischen Karriereweg entsprechen.
Mit Aivy setzen wir auf psychologische Eignungsdiagnostik, um den Fokus auf Potenzial und Stärken zu lenken, statt auf Noten oder Netzwerke. Unsere Assessments sind entlang der DIN Norm für psychologische Eignungsdiagnostik entwickelt und basieren auf wissenschaftlich fundierten Modellen, wie dem Big-Five-Persönlichkeitsmodell. Diese haben wir gamifiziert, damit es natürlich Spaß macht und schneller geht, aber vor allem, um sie durch z.B. das Vermeiden von sozial erwünschtem Antwortverhalten valider zu machen.
Welche Herausforderungen haben Sie als Gründerin bei der Skalierung von Aivy erlebt und welche Tipps würden Sie anderen Gründer:innen geben?
Die größte Herausforderung bei der Skalierung von Startups generell ist es, gegen den Status Quo in Unternehmen anzukommen, der besteht, “weil es schon immer so gemacht wurde”. Hier ist Resilienz und Innovationsfreude gefragt, besonders in der Kommunikation, um Menschen für die eigene Mission zu gewinnen.
Außerdem möchte ich an der Stelle betonen, dass für uns nicht die Skalierung um jeden Preis, sondern das Wachstum durch nachhaltiges Verstärken der Mission im Fokus steht. Für uns stehen Menschen über Profit und wir legen großen Wert darauf auch als Unternehmen ein “guter Bürger” zu sein. Daher mein Tipp: Baut einen Arbeitsplatz, der an die Gesellschaft zurückgibt und Sicherheit für alle bietet. Behandelt Menschen gut und hängt daran kein Preisschild – das ist eigentlich meine Message hinter allem, was ich tue.
Aivy ist eine Ausgründung der Freien Universität Berlin am Zukunftsort SÜDWEST. Was bedeutet es für Aivy und für Sie persönlich, in einem Zukunftsort tätig zu sein? Welche Vorteile bringt diese Umgebung für die Weiterentwicklung Ihres Unternehmens?
Die Zukunftsorte Berlins bieten Aivy die perfekte Umgebung für Wachstum und Innovation. Der Austausch mit anderen Startups und Wissenschaftseinrichtungen fördert die Weiterentwicklung unserer Technologien. Für mich persönlich bedeutet es, in einer Umgebung zu arbeiten, die Innovation und Fortschritt fördert, insbesondere im Bereich HR-Tech und Künstliche Intelligenz.
Wie sehen Sie die Zukunft der Personalauswahl und Unternehmensführung in den nächsten fünf Jahren? Welche Trends und Entwicklungen sind für Sie besonders spannend? Welche Rolle wird Aivy dabei spielen?
In den nächsten fünf Jahren wird sich die Personalauswahl stark verändern. Der Trend geht weg von traditionellen Lebensläufen hin zu datenbasierten Entscheidungen und einer stärkeren Fokussierung auf Soft Skills und Potenzial. Die Arbeitswelt verändert sich rasant und so auch die Berufsbilder. Unternehmen werden zunehmend in KI und psychologische Diagnostik investieren, um ihre Prozesse fairer und effizienter zu gestalten. Aivy wird dabei eine zentrale Rolle spielen, indem wir diesen Wandel aktiv vorantreiben und Unternehmen helfen, inklusiver zu werden.
Das übergeordnete Thema ist für mich Haltung zeigen in Veränderung und diese muss gut und fair gemanagt werden. Dazu gehört das Umsetzen von Maßnahmen für soziale Nachhaltigkeit und transparente Kommunikation.
Was motiviert Sie persönlich in Ihrer Arbeit bei Aivy und welche langfristigen Ziele verfolgen Sie im Bereich Diversity Management und HR-Tech? Welche konkreten Fortschritte streben Sie in den nächsten Jahren an?
Meine größte Motivation ist es, eine fairere Arbeitswelt zu schaffen, in dem jeder Mensch nach seinen Stärken bewertet und Diversität als echte Stärke angesehen wird. Langfristig strebe ich an, dass Aivy als Standard im Recruiting etabliert wird, neben oder sogar anstelle des Lebenslaufs. Mein Ziel ist es, Chancengleichheit nicht nur zu fördern, sondern sie zur Norm in der Wirtschaft zu machen. In den nächsten Jahren möchte ich insbesondere unseren Impact ausbauen und noch mehr Unternehmen dabei zu unterstützen, ihre Prozesse zu objektivieren.
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