40 Meter große CO2-Uhr hoch über Berlin
18.09.2019
Zwei Tage vor dem dritten „Globalen Klimastreik“ hat die soziale Bewegung Fridays for Future mit einer spektakulären Installation auf die Dringlichkeit des Handelns aufmerksam gemacht: Am historischen Gasometer in Berlin-Schöneberg schaltete sie im Rahmen einer Pressekonferenz eine 40 Meter breite und 10 Meter hohe „CO2-Uhr“ an.
Die Uhr basiert auf einem vom Berliner Klimaforschungsinstitut MCC (Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change) öffentlich bereitgestellten Programmiercode (mehr Infos dazu hier). Sie läuft rückwärts und versinnbildlicht das für ein bestimmtes Temperaturziel noch verbleibende CO2-Budget. Basis sind der Beschluss des Pariser Weltklimagipfels von 2015, die Erderwärmung auf deutlich unter 2 Grad und möglichst auf 1,5 Grad gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen, sowie der jüngste Bericht des Weltklimarats IPCC zu diesem Thema. Danach dürfen, gerechnet ab heute, für das 2-Grad-Ziel nur noch 1100 und für das 1,5-Grad-Ziel sogar nur 340 Gigatonnen emittiert werden – was beim derzeitigen Emissionstempo gut 26 beziehungsweise gut 8 Jahren entspricht.
Die Erwärmung wird mit dem Ablaufen der Uhr noch nicht eintreten: Es gibt Trägheiten im System, und der IPCC-Bericht verweist auch auf Unsicherheiten wie das Schmelzen der Permafrostböden. Das MCC stellt auf seiner Website die Daten für beide Temperaturziele bereit und hat sich als wissenschaftliches Institut dafür entschieden, die Variante mit den 26 Jahren in den Vordergrund zu stellen. Fridays for Future wählte jetzt die 8-Jahre-Variante.
MCC-Direktor Ottmar Edenhofer, der bei der Veranstaltung als Gast auftrat, erklärte: Das ökonomisch richtige Mittel, die Knappheit der noch verfügbaren Emissionen abzubilden, sei ein CO2-Preis. Dieser müsse das klimapolitische Leitinstrument werden – das MCC hat der Bundesregierung dazu in einem umfangreichen Gutachten eine Landkarte mit gangbaren Wegen erstellt. Natürlich stehe es gesellschaftlichen Akteuren wie Fridays for Future frei, andere Akzente zu setzen und andere Maßnahmen zu fordern, so Edenhofer. Er sehe das als Teil des notwendigen Diskurses, auch wenn er sich die Forderungen damit nicht zu eigen mache. Das Klimakabinett sei nun am Zug.
Quelle Bild: Euref AG/ Schwarz