Olivia Budek

06.02.2024

Olivia Budek ist Standortleiterin für das Charlottenburger Innovations- und Gründungszentrum (CHIC) im Zukunftsort Campus Charlottenburg. Hinter mehr als 80 Prozent aller Start-ups in Deutschland stehen männliche Gründer. Vor diesem Hintergrund legt Olivia Budek besonderes Augenmerk auf Gründerinnen und auf deren Vernetzung in der Hauptstadtregion. Dabei geht es ihr und ihren Mitstreiterinnen um Kooperationsgeist, um geteiltes Wissen und Empowerment. Wir konnten ihr 6 Fragen stellen.

Wie sind Sie dazu gekommen, in einem Gründungszentrum zu arbeiten?

Meine Reise ins Charlottenburger Innovations-Centrum (CHIC) begann mit meiner Leidenschaft für die Welt der Start-ups. Als Gründerin habe ich die Herausforderungen und Erfolge dieses Weges selbst erlebt. Es ist darum mein tiefer Wunsch, meine eigene Erfahrung zu nutzen, um anderen Jungunternehmen zu helfen.

Start-ups zu begleiten, heißt, stets am Puls der Zeit zu bleiben. In der dynamischen Welt der Innovationen ist Stillstand keine Option. Die Möglichkeit, an vorderster Front neueste Entwicklungen mitzuerleben, treibt mich an und hilft mir, mein Wissen kontinuierlich zu erweitern.

Was zeichnet Berlin als Start-up-Hub aus?

Berlin ist eine faszinierende Metropole mit einer reichen Geschichte, pulsierenden Kultur und einem einzigartigen Lebensgefühl. Die Stadt steht für Offenheit, für Vielfalt und Innovation. Hier treffen kreative Köpfe aus aller Welt aufeinander, um Ideen auszutauschen und gemeinsam Neues zu schaffen. Berlin hat eine besondere Aura, die Freiheit und Experimentierfreude fördert. Es gibt Raum für unkonventionelle Ansätze und innovative Ideen, die anderswo vielleicht auf Widerstand stoßen würden. Diese Offenheit ist der Katalysator für kreative Prozesse und ermöglicht es Start-ups, sich frei zu entfalten.

Darüber hinaus ist die Clusterbildung in Berlin ein Schlüsselmerkmal des hiesigen Start-up-Ökosystems. Verschiedene Branchen bündeln ihre Kräfte, wodurch Synergien entstehen, die Innovationen fördern und Wachstum beschleunigen. Dieses Miteinander von Start-ups, etablierten Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Investoren schafft einen fruchtbaren Boden für innovative Projekte und den Austausch von Know-how.

Gleichzeitig spielt die enge Verbindung zwischen Start-ups und der politischen Landschaft eine zentrale Rolle. Die Politik in Berlin ist offen für die Bedürfnisse der Start-up-Szene und schafft Rahmenbedingungen, die Gründerinnen und Gründern den Raum geben, den sie benötigen, um erfolgreich zu sein.

Was muss sich in der Start-up-Szene verändern?

In der dynamischen Welt der Start-ups gibt es immer Raum für Verbesserungen und Innovationen. Als Standortleitung für das Charlottenburger Innovations-Centrum (CHIC) sehe ich mehrere entscheidende Bereiche, in denen sich die Start-up-Szene weiterentwickeln sollte, um noch erfolgreicher und nachhaltiger zu werden.

Ein zentraler Punkt ist die Verbesserung der Fehlerkultur. Start-ups sind per Definition Experimente, die mit Unsicherheiten und Herausforderungen einhergehen. Es ist entscheidend, eine Kultur zu fördern, in der das Lernen aus Fehlern nicht nur akzeptiert, sondern aktiv gefördert wird. Dies schafft Raum für kreative Lösungen und unterstützt die Entwicklung robuster Unternehmen.

Ein weiterer Schwerpunkt sollte auf mehr Impact-Gründungen und der Förderung von sozialen Unternehmen liegen. Die Start-up-Szene kann eine Schlüsselrolle dabei spielen, soziale und ökologische Herausforderungen anzugehen.

Darüber hinaus sind spezielle Programme notwendig, um Innovationen aus der Forschung und Gründungen von Frauen zu fördern. Dies beinhaltet die Schaffung von gezielten Ressourcen, Mentoring und Finanzierungsmöglichkeiten.

Zudem ist die Digitalisierung für erfolgreiche Gründungen wesentlich. Hier sind verbesserte Rahmenbedingungen notwendig. Dazu gehören nicht nur eine stärkere Integration von Digitalisierung in Geschäftsprozessen, sondern auch die Vereinfachung bürokratischer Prozesse. Insbesondere bei internationalen Gründungen ist die Nutzung der englischen Sprache im bürokratischen System von großer Bedeutung, um Hürden abzubauen und den Zugang zu den notwendigen Strukturen zu erleichtern.

Welchen Tipp möchten Sie Gründungsinteressierten mit auf den Weg geben?

Mein dringendster Ratschlag für Gründungsinteressierte lautet: Traut euch, eure Idee so schnell wie möglich auf den Prüfstand zu stellen und sie auf Markttauglichkeit zu untersuchen.

Setzt euer Produkt oder eure Dienstleistung rasch um. Testet nicht nur die Machbarkeit, sondern auch, ob es eine Nachfrage dafür gibt. Die Interaktion mit potenziellen Kundinnen und Kunden früh im Prozess liefert wertvolles Feedback und ermöglicht es euch, euer Produkt frühzeitig an die Bedürfnisse des Marktes anzupassen. Der Schlüssel liegt darin, die Umsetzbarkeit eurer Idee nicht nur in der Theorie zu prüfen, sondern aktiv in die Handlung überzugehen. Die Start-up-Reise ist eine Reise des Lernens, je früher ihr eure Annahmen in der Praxis überprüft, desto besser könnt ihr euer Konzept verfeinern. Denkt daran, dass der Weg zur erfolgreichen Gründung nicht immer geradlinig ist, aber gerade die Herausforderungen bieten oft die besten Lernmöglichkeiten. Also, setzt eure Idee in Bewegung und geht aktiv auf den Markt.

Was bedeutet es für Sie, am Zukunftsort Campus Charlottenburg tätig zu sein?

Für mich geht es nicht nur um die Verwaltung eines Gründungszentrums. Entscheidend ist die aktive Mitgestaltung eines einzigartigen Ökosystems, das durch ein beeindruckendes Netzwerk, eine lebendige Community und eine Vielzahl von unterstützenden Elementen geprägt ist. Der Campus ist nicht nur ein physischer Ort, sondern ein sozialer Knotenpunkt, an dem innovative Köpfe aufeinandertreffen. Die Vielfalt der hier vertretenen Unternehmen, die inspirierenden Persönlichkeiten und die regelmäßigen Events schaffen eine dynamische Atmosphäre, die kontinuierlich neue Ideen und Kooperationen hervorbringt.

Welche Innovation hat Sie in letzter Zeit besonders beeindruckt?

Die Innovationskraft im Bereich Kreislaufwirtschaft und neuer Materialien begeistert mich. Fasziniert beobachte ich das enorme Potenzial von Naturmaterialien und wie Unternehmen kreativ daran arbeiten, nachhaltige Alternativen zu etablierten Materialien zu schaffen. Die Bandbreite der Innovationen reicht dabei von ressourcenschonenden Produktionsprozessen bis hin zu völlig neuartigen Materialien, die auf erneuerbaren Ressourcen basieren. Und dass die Kreislaufwirtschaft nicht nur ökologische, sondern mitunter auch wirtschaftliche Vorteile bietet, indem Abfälle als Rohstoffe betrachtet werden, ist großartig. Die Fortschritte in der grünen Chemie inspirieren mich besonders. Sie verdeutlichen, dass nachhaltige Innovation nicht nur auf der Produktseite, sondern auch in den zugrundeliegenden Prozessen stattfinden kann. Die Möglichkeiten, umweltfreundliche Chemie zu nutzen und so schädliche Auswirkungen zu minimieren, sind vielversprechend. Es ist für mich als Standortleitung motivierend zu sehen, wie diese Innovationen nicht nur das Potenzial haben, die Umwelt zu schützen, sondern auch Geschäftsmöglichkeiten für Start-ups und etablierte Unternehmen zu schaffen. Derartige Entwicklungen bestärken mich darin, dass unsere Rolle in der Förderung von Gründerinnen und Gründern im Bereich nachhaltiger Technologien und Materialien von entscheidender Bedeutung ist. So können wir es gemeinsam schaffen, eine nachhaltigere und zukunftsweisende Wirtschaft aufzubauen.

WEITERE LINKS
Charlottenburger Innovations-Centrum (CHIC)
YouTube Video: WISTA macht sich stark für Start-ups