Christian Brunner-Schwer

30.10.2025

Christian Brunner-Schwer ist Wirtschaftsingenieur, Co-Founder und Geschäftsführer der WeldNova GmbH, einer Ausgründung der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM).

WeldNova hat sich auf innovative Schweißtechnik spezialisiert und mit der Entwicklung einer elektromagnetischen Schmelzbadstütze „WeldMagnet“ eine Technologie entwickelt, die das Austropfen von Schmelze selbst bei sehr dicken Blechen verhindert. Dadurch wird der breite industrielle Einsatz des Laser-Hybridschweißens möglich, mit bis zu 90 Prozent Kostenersparnis und exzellenter Umweltbilanz. Für diese Innovation wurde WeldNova mit dem Innovationspreis Berlin Brandenburg 2024 ausgezeichnet.

Was hat Ihr Interesse an Schweißtechnik geweckt und wie entstand die Idee, WeldNova zu gründen?

Im Studium habe ich mich schwerpunktmäßig mit Werkstoff- und Prozesstechnik auseinandergesetzt und abschließend eine Masterarbeit im Bereich der metallischen additiven Fertigung geschrieben. Das ist letztlich nichts anderes als Laserschweißen in mehreren Schichten. Das war eine coole Sache und der Start einer längeren Reise hin zur Ausgründung mit Kollegen aus der BAM und dem Schweißen sehr dicker Bleche.

Die WeldNova GmbH wurde mit dem Innovationspreis Berlin Brandenburg 2024 ausgezeichnet. Wie funktioniert der WeldMagnet konkret?

Die Innovation ist im Bereich der Schweißtechnik, also dem Fügen von metallischen Werkstoffen mittels thermischer Verfahren einzuordnen. Insb. beim Schweißen von sog. dicken Blechen (>15 mm Dicke) ist das Schmelzbad so groß, dass besondere Maßnahmen ergriffen werden müssen, um auszutropfen der Schmelze bedingt durch die Schwerkraft zu verhindern. Wir haben mit dem WeldMagnet eine Maschine entwickelt, die durch Magnetfelder dieses Austropfen verhindert und so ein hocheffizientes Schweißen ermöglicht. Auf diese weise sind Produktivitätssteigerungen von Faktor 10 möglich.

In welchen industriellen Anwendungen sehen Sie aktuell das größte Potenzial für WeldMagnet und Laser-Hybridschweißen?

Hier gibt es eine ganze Bandbreite an Anwendungen, da Schweißtechnik beim Herstellungsprozess von sehr vielen Produkten benötigt wird. Wir konzentrieren uns zunächst auf den Infrastrukturbereich, das heißt sehr grundlegende Dinge wie Rohrleitungen, Tanks bzw. Behälter oder auch Brücken. Türme für Windkraftanlagen und Anwendungen im Schiffbau sind beispielsweise Bereiche, in denen wir den Markteintritt aktuell konkret angehen.

Welche Mehrwert sehen Sie für WeldNova in den Berliner Zukunftsorten? In welchen Bereichen sehen Sie das größte Potenzial für Synergien mit anderen Akteuren?

Wir arbeiten gerade daran, lokale Kooperationen aufzubauen. Wir glauben daran, dass wir gerade in Berliner Zukunftsorten Akzente setzen können, nicht nur weil wir gut in bestehende Netzwerke hineinpassen (z.B. im Bereich Optik und Photonik), sondern auch weil wir dem Maschinenbau in Berlin etwas mehr Sichtbarkeit geben können. Allein durch die Größe der Bauteile, die wir schweißen werden.

Welche Herausforderungen begegnen Ihnen aktuell auf dem europäischen Markt?

Ich habe das Gefühl, dass die Unternehmen in Europa verunsichert sind und oft die Klarheit fehlt, wo / wie / wann sie investieren sollen. Das liegt zum einen an häufig wechselnden Rahmenbedingungen und zum anderen an der konsequenten Umsetzung einer selbstbewussten Strategie in anderen Kontinenten. Das ist eine Gemengelage, die nicht zum Aufbruch führt.

Wenn Sie in die Zukunft blicken: Welche Vision haben Sie für WeldNova und die Schweißtechnik in den kommenden 10 Jahren?

Wir haben vor, von Berlin aus den Schweißmarkt gehörig umzukrempeln in den nächsten 10 Jahren. Bis dahin werden wir der führende Maschinenanbieter im hocheffizienten Schweißen von Großstrukturen sein. Zusätzlich werden wir unsere Kerntechnologie zu einer Plattformtechnologie ausbauen, sodass sie auf die verschiedensten Anwendungsbereiche ausgeweitet werden kann.

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