
Bengisu Berispek
Bengisu Berispek ist Gründerin von Sustain.ALL und Projektleiterin für Klimacoaching bei der Berliner Immobilien Management GmbH (BIM GmbH). Sie hat ihr Studium als Umweltingenieurin an der Technischen Universität Berlin (TU Berlin) abgeschlossen und wurde als Sustainable Leader U30 ausgezeichnet. Ihr Fokus liegt auf der Transformation von Städten, Organisationen und Bildungseinrichtungen in Richtung Klimaneutralität und sozialer Verantwortung.
Ihre Masterarbeit „Climate Neutral Buildings“ entwickelte ein Konzept zur Dekarbonisierung von Bestandsgebäuden, das sie nun in Berliner Schulen, Hochschulen und öffentlichen Einrichtungen umsetzt. Sustain.ALL fördert Klimabildung durch Kunst, Workshops, Hackathons und Yoga und unterstützt Organisationen sowie staatliche Institutionen auf ihrem Weg zur Klimaneutralität. Das Sustain.ALL Lab an der TU Berlin hat bereits 15 SDG-Projekte (Sustainable Development Goals) erfolgreich umgesetzt und strebt an, sich zu einem zentralen Hub für klimaneutrale Campus-Initiativen in Berlin zu entwickeln.
Für ihre Arbeit wurde sie als eine der 100 Wissenschaftler:innen des Jahres ausgezeichnet. Darüber hinaus gewann Sustain.ALL 2023 die Science Engagement-Kategorie der Falling Walls Global Awards.
Welche Vision verfolgen Sie mit Sustain.ALL und wie tragen Ihre Projekte zur globalen Nachhaltigkeit bei?
Mit Sustain.ALL möchte ich Nachhaltigkeit als festen Bestandteil von Entscheidungsprozessen in allen gesellschaftlichen Bereichen verankern. Unser Ansatz teilt sich in drei Initiativen:
- Sustain.Akademia: Förderung nachhaltiger Hochschulbildung und interdisziplinärer Lernformate.
- Sustain.Coaching: Begleitung von Unternehmen und Individuen bei der nachhaltigen Transformation.
- Sustain.Engage: Stärkung des Dialogs zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft.
Diese Initiativen ermöglichen eine Lern- und Innovationskultur, die Nachhaltigkeit als ganzheitliche Aufgabe begreift und gesellschaftliche Transformationen vorantreibt.
Wie fördern Sie die Zusammenarbeit zwischen lokalen Communities und globalen Nachhaltigkeitszielen?
Nachhaltige Entwicklung erfordert die enge Verzahnung lokaler Initiativen mit globalen Strategien. Unser Ansatz basiert auf Co-Creation und transdisziplinärer Zusammenarbeit. Wir arbeiten mit lokalen Projektpartner:innen in Berlin sowie international in Nepal, Sierra Leone, Burkina Faso und Bangladesch zusammen. Dabei entwickeln wir gemeinsam Lösungen für nachhaltige Stadtentwicklung, Energieversorgung und Bildung.
In Berlin setzen wir auf Real Labs und Stadtmanufakturen, in denen wir nachhaltige Konzepte mit lokalen Akteur:innen testen. Über Workshops, Events und digitale Plattformen fördern wir den Austausch zwischen lokalen und internationalen Partner:innen und ermöglichen langfristige Wirkungen. Wir sind zudem aktiv in der Berlin Science Week sowie bei interdisziplinären Veranstaltungen an der TU Berlin, um Wissenschaftskommunikation und nachhaltige Innovationsprozesse zu stärken.
Welche Technologien oder Trends halten Sie für besonders zukunftsweisend in den nächsten zehn Jahren?
Technologische Innovationen spielen eine entscheidende Rolle in der nachhaltigen Transformation. Besonders wegweisend sind:
- Digitale Zwillinge & KI in der Stadtentwicklung: Simulationen ermöglichen ressourcenschonende Planung.
- Kreislaufwirtschaft & Materialinnovationen: Neue Recyclingmethoden und biobasierte Materialien fördern nachhaltiges Wirtschaften.
- Dezentrale Energie- und Wasserversorgung: Energy Sharing, grüne Wasserstofftechnologien und Wasserrecycling stärken resiliente Städte.
- Regenerative Architektur & Nature-Based Solutions: Gebäude, die CO₂ speichern und in natürliche Kreisläufe integriert sind.
- Blockchain für transparente Lieferketten: Verbesserung der Rückverfolgbarkeit nachhaltiger Produkte.
Diese Entwicklungen müssen durch soziale Innovationen und Bildung begleitet werden, um eine breite gesellschaftliche Akzeptanz und effektive Umsetzung zu gewährleisten.
Die BIM GmbH ist eine landeseigene Immobiliengesellschaft des Landes Berlin, die gegründet wurde, um das Immobilienportfolio des Landes effizient zu verwalten und zu bewirtschaften. Zudem unterhält die BIM GmbH auch Gebäude in den Berliner Zukunftsorten. Welche Herausforderungen treten bei der Klimaneutralität von Bestandsgebäuden auf, insbesondere in Ihrer Tätigkeit bei BIM GmbH?
Die Umstellung von Bestandsgebäuden auf Klimaneutralität ist eine der größten Herausforderungen der Nachhaltigkeitstransformation. Zentrale Herausforderungen sind:
- Sanierungskosten und lange Umsetzungszeiten.
- Akzeptanz und Mitgestaltung durch Nutzer:innen.
- Integration erneuerbarer Energien in bestehende Infrastrukturen.
- Datenbasierte Steuerung und Smart-Building-Technologien.
- Regulatorische Hürden und komplexe Genehmigungsprozesse.
Durch innovative Pilotprojekte, Dekarbonisierungsstrategien und partizipative Entscheidungsprozesse entwickelt die BIM GmbH nachhaltige Lösungen, um den Gebäudebestand in Berlin langfristig klimaneutral zu gestalten.
Was bedeutet es für Sustain.ALL und für Sie persönlich, in einem Zukunftsort zu arbeiten?
Ein Zukunftsort ist für mich weit mehr als nur ein physischer Raum – er ist ein Katalysator für Innovation, interdisziplinäre Zusammenarbeit und gesellschaftlichen Wandel. Hier treffen Wissenschaft, Wirtschaft, Kunst und Gesellschaft zusammen, um gemeinsam nachhaltige Lösungen zu entwickeln.
Für Sustain.ALL bedeutet das:
- Ein kreatives, dynamisches Umfeld, das nachhaltige Innovationen fördert.
- Zugang zu einem starken Netzwerk, das neue Kooperationen und transdisziplinäre Ansätze ermöglicht.
- Die Möglichkeit, nachhaltige Bildung und soziale Innovationen greifbar zu machen.
Persönlich inspiriert mich dieses Umfeld, da es Menschen zusammenbringt, die mutig genug sind, bestehende Systeme zu hinterfragen und echte Veränderung zu schaffen.
Weitere Informationen:
Sustain.ALL:
https://www.linkedin.com/company/sustain-all/?viewAsMember=true
https://www.instagram.com/sustain_all/
Klimacoaching: