Prof. Dr. Anja Maria Wagemans

26.07.2023

Prof. Dr. Anja Maria Wagemans ist seit Mai 2023 Juniorprofessorin für Lebensmittelbiowissenschaften an der TU Berlin. Am Campus Berlin-Dahlem im Zukunftsort Berlin SÜDWEST leitet sie Forschungsprojekte zu den Themen „Extrudierte und 3D-gedruckte vegane Stützstrukturen für kultiviertes Fleisch“ sowie „Optimierung der Strukturbildung in gemischten Pflanzenproteingelen“. Prof. Dr. Anja Maria Wagemans wurde schon mehrfach von der TU Berlin ausgezeichnet und erhielt kürzlich den Nachwuchspreis des Berliner Wissenschaftspreises 2022.

Was ist „Food Bioscience“?

Wir, das Food Bioscience Team, forschen an neuartigen Proteinen und Polysachariden und entwickeln in Zusammenarbeit mit Forschungspartner:innen aus Wissenschaft und Industrie innovative, nachhaltige, vegane und vegetarische Lebensmittelprodukte. Dabei möchten wir die Strukturbildung von alternativen pflanzlichen und mikrobiologischen Biopolymeren aufklären, sodass gezielt die technofunktionellen Eigenschaften, wie z.B. Textur und Stabilität eingestellt werden können.

Welches Potenzial steckt in Fleischersatzprodukten?

Für eine nachhaltigere Zukunft und um wirklich Tierleid zu verhindern, müssen wir unseren Fleischkonsum reduzieren. Ich bin davon überzeugt, dass dies nur gelingt, wenn die Textur und das Mundgefühl der Alternativprodukte dem der Originalprodukte entsprechen und der Preis stimmt.

Was sind aktuell die größten Hürden in der Entwicklung innovativer Lebensmittel für die Zukunft?

Bei der Entwicklung innovativer Lebensmittel für die Zukunft sind generell „neue“ Produkte, also keine „Ersatzprodukte“ denkbar, jedoch werden diese kaum von den Verbraucher:innen angenommen. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und Lebensmittel müssen in eine Schublade passen, sodass diese auch wirklich gekauft und konsumiert werden. Im Kontext von Fleischersatzprodukten, kommen wir noch nicht an die sensorischen Eigenschaften eines Steaks heran, auch wenn es bereits große Fortschritte in den letzten Jahren zu verzeichnen gab. Und genau daran forsche ich mit meinem Team und meinen Industriepartner:innen.

Was glauben Sie: Wie wird sich unsere Ernährungsweise in den nächsten 100 Jahren verändern?

Ich hoffe, dass nachhaltige und gesunde Produkte als günstige Massenprodukte weltweit verfügbar sein werden und Tiere nur für Nischenprodukte geschlachtet werden.

Was bedeutet es für Sie, in einem Zukunftsort an der TU Berlin tätig zu sein?

Es ist eine Ehre in Berlin und besonders an der TU Berlin die Forschung im Bereich der Nachhaltigen Lebensmittelinnovation in Zusammenarbeit mit Berliner Startups und anderen Wissenschaftler:innen zu gestalten.

Welche Innovation hat Sie in letzter Zeit besonders beeindruckt?

Die Fleischstrukturen, die in meiner Kooperation mit dem Startup Project Eaden durch Einsatz von Textiltechnologie gebildet werden, sind wirklich sehr beeindruckend.

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