Dr. Lucile Bonnin
Dr. Lucile Bonnin ist Promovierte Chemikerin und Leiterin der Forschung & Entwicklung bei Cambrium GmbH. Bevor die gebürtige Französin dort anfing, war sie bereits für L’Oreal, Henkel und zuletzt iconmobile tätig. Dort beriet sie große Unternehmen der Schönheits- und Lebensmittelbranche hinsichtlich ihrer Innovationsstrategien in F&E und trieb die Einführung, Entwicklung und Umsetzung von KI und prädiktiven Analysen voran.
Mit Cambrium – einem Startup auf dem Campus Berlin-Buch am Zukunftsort Berlin-Buch, will sie Innovationen in der Entwicklung von Proteinen zur Kreation von Biomaterialien anstoßen. Wir konnten ihr fünf Fragen stellen.
Von der großen Kosmetikindustrie zu einem jungen Startup. Wie kam es dazu?
Beide Orte sind großartig zum Lernen!
Ich habe mich für ein junges Start-up-Unternehmen entschieden, um einen Job zu erleben, der sich nicht in einer Stellenbeschreibung zusammenfassen lässt. Man muss immer bereit sein, sich unvorhergesehenen Aufgaben und Herausforderungen zu stellen.
Ich denke auch, dass es eine Chance in einer Karriere ist, etwas von Grund auf aufzubauen. Auch wenn große Unternehmen diese Chance mit einigen separaten Labors und Niederlassungen bieten, kann man sich immer auf das Erbe und die Infrastruktur des Unternehmens verlassen.
Was ist das Besondere an Cambrium?
Cambrium stellt die Computerwissenschaften in den Mittelpunkt von Forschung und Entwicklung. In meiner Position bei Henkel habe ich gesehen, wie wirkungsvoll die Nutzung von Daten in der Produktentwicklung ist, und wollte dies auf die nächste Stufe bringen. Bei Cambrium nutzen wir Datenwissenschaften, um schneller bessere Wissenschaft zu betreiben. Dies ist natürlich ein klarer Wettbewerbsvorteil, insbesondere im Bereich des Proteindesigns.
Außerdem ist es Teil unserer Denkweise und Unternehmenskultur, „think with the end in mind“. Das „Business Development“-Team ist der Initiator eines jeden Projekts. Sie erforschen zuerst den Markt und die Lieferkette. Dieses tiefe Verständnis der technischen Herausforderung, die wir lösen wollen, hilft uns, alle Experten für die erste Entwurfsphase ins Gespräch zu bringen. In einigen Fällen haben wir das technische Wissen im Haus, in anderen Fällen verbringen wir viel Zeit in Gesprächen mit Kunden und deren Partnern. Dies wird als “Integarted Design” bezeichnet und erfordert multidisziplinäre Teams und eine Menge guter Kommunikationshacks!
Welchen Meilensteine habt ihr euch für die kommenden Jahre gesetzt?
Wir sind sehr stolz darauf, nach 2 Jahren unseres Bestehens mit der Produktion unseres ersten Produkts, Vegan Human Collagen für die Hautpflegeindustrie, zu beginnen. Wir wollen unser Portfolio auf verschiedene „Materials That Matter“ außerhalb der Kosmetik ausweiten. Unser Hauptziel ist es auch, das Team und die Plattform von Cambrium zu vergrößern. Mit Plattform meinen wir: Innovationen, geistiges Eigentum, automatisiertes Labor, tech und ingenieurtechnische Fähigkeiten und das Netzwerk von Innovatoren, mit denen wir zusammenarbeiten.
Welchen Einfluss/ Bedeutung hat der Campus Berlin-Buch bzw. der Zukunftsort Berlin-Buch auf Ihre Arbeit?
Zunächst ist es ein attraktiver Campus für Talente in der Nähe von Berlin. Wissenschaftsparks liegen nicht immer in gut angebundenen Gebieten. Der Campus-Berlin-Buch bietet eine gute direkte Anbindung an die Stadt und eine breite Palette von Dienstleistungen, von Sport über Wellness-Workshops bis hin zu Fahrrädern. Was uns im Team besonders gefällt, ist der schöne Naturpark rundherum, in dem wir uns oft zu Fuß für Meetings treffen!
Man darf auch nicht vergessen, wie kompliziert es ist, ein Labor von Grund auf aufzubauen! Die Menschen und Unternehmen in Buch haben uns wirklich dabei unterstützt, unser erstes funktionierendes Labor ins Leben zu rufen. Ich glaube wirklich, dass es kompliziert gewesen wäre, unseren Zeitplan im Alleingang einzuhalten.
Wissenschaft in Deutschland geht auf eine lange Tradition zurück. Trotzdem gründen deutsche Wissenschaftler/innen selten ein Unternehmen. Wieso und was muss passieren, dass es sich ändert?
Ich würde mit dem Entrepreneurship als Teil des Ausbildungsprogramms an einer wissenschaftlichen Universität beginnen. Europa hat zweifelsohne großartige Wissenschaftler und Ingenieure, aber man kann keine Wissenschaft betreiben, wenn man keine finanziellen Mittel und keine tragfähigen Geschäftsmöglichkeiten hat.
Akademiker und Unternehmer müssen nicht getrennt werden, solange beide Seiten die Mechanismen der anderen verstehen. Ich mag zum Beispiel das Programm von Imperial College of London, UCL oder KTH in Stockholm, wo ich die Chance hatte, meinen Master zu schreiben. Diese Universitäten setzen einen großen Teil ihrer Ressourcen für Industriepartnerschaften ein. Die Studenten werden wissenschaftlich ausgebildet, sind aber auch in der Lage, rudimentäre wirtschaftliche Aspekte ihrer Projekte zu verstehen.
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