Christoph Mokwa

01.07.2024

Geboren in Polen und aufgewachsen in Nordrhein-Westfalen, hat Christoph Mokwa seinen Lebensmittelpunkt 2007 nach Berlin verlagert, um dort sein Studium zu beginnen. In Potsdam widmete er sich den Fächern Romanistik und Betriebswirtschaftslehre und legte so den Grundstein für seine akademische und berufliche Laufbahn. Während seiner intensiven Arbeitszeit in einem großen Konzern erweiterte er sein Wissen durch ein MBA-Studium. Sein beruflicher Werdegang ist geprägt von internationalen Erfahrungen, die er durch Studien- und Arbeitsaufenthalte im Ausland sammeln konnte. Besonders prägend waren längere Aufenthalte in Argentinien und Indien.

Vor fast drei Jahren holte ihn seine Geschäftspartnerin, Silke Gehrke zur ion3, wo sie seit Anfang 2024 gemeinsam die Geschäfte leiten. Parallel dazu hat er sich erneut der Wissenschaft gewidmet und an einem Post-Graduate-Programm an der Freien Universität Berlin teilgenommen. Diese wissenschaftlichen Engagements baut er nun ebenfalls aus. Seine Leidenschaft für kontinuierliches Lernen prägt sowohl sein berufliches als auch sein persönliches Leben.

 

Herr Mokwa, Sie haben eben den postgradualen Masterstudiengang „Zukunftsforschung“ der Freien Universität Berlin Anfang des Jahres erfolgreich abgeschlossen. Können Sie uns bitte mehr über Ihr Forschungsgebiet und Ihre speziellen Interessen innerhalb der Zukunftsforschung erzählen?

Dieses Postgraduate-Programm bietet die Gelegenheit für Studierende mit Berufserfahrung, sich interdisziplinär mit dem Thema Zukunft auseinanderzusetzen. Besonders bereichernd fand ich die soziologischen und philosophischen Grundlagen des Studiums in Bezug auf Zukunft. Dabei habe ich gelernt, dass es nicht die eine festgelegte Zukunft gibt, sondern dass sie gestaltbar ist. Das Programm fördert sowohl Methoden als auch Kompetenzen, die durch diese spannende Auseinandersetzung entwickelt werden.

Im Einsatzfeld Wirtschaft habe ich mich intensiv mit verschiedenen Strategietypen beschäftigt. Zukunft ist kein starrer Ist-Soll-Zustand, sondern erfordert ein systemisches Verständnis, das viele Umweltfaktoren berücksichtigt. Für innovative Ideen ist es wichtig das Ungedachte zu erkunden und einzubeziehen. Unsere Annahmen über die Zukunft und deren Einfluss auf deren Gestaltung prägen unser Verständnis von möglichen Zukünften. Die Kommunikation darüber ist sehr wichtig, um Menschen, auch im Unternehmenskontext, mitzunehmen.

Besonders faszinierend fand ich die Auseinandersetzung mit Futures Literacy. Diese Fähigkeit, die von der UNESCO gefördert wird, hilft uns, Zukunft zu begreifen und die aktive Gestaltung zu vermitteln. Futures Literacy soll unser lineares Denken über die Zukunft aufbrechen, indem sie zum systemischen Denken anregt und neue Möglichkeitsräume eröffnet. Ein zentraler Aspekt dabei ist die Antizipation, da sie unser Handeln beeinflusst. Das Aufdecken und Arbeiten mit sogenannten antizipatorischen Annahmen ist ein wesentlicher Bestandteil dieser Kompetenz. Futures Literacy ist sowohl für private Entscheidungen als auch für strategische Überlegungen im wirtschaftlichen Kontext äußerst wertvoll. Zukunftsbilder geben uns Orientierung. Wenn diese reflektiert oder partizipativ gestaltet werden, können wir positive Zukünfte besser verfolgen. Heutzutage spricht man oft von Future Skills, die transformative Kompetenzen umfassen. Im Framework des Stifterverbands werden diese als branchenübergreifenden Fähigkeiten, Fertigkeiten und Eigenschaften in den kommenden Jahren immer wichtiger (vgl. Stifterverband&McKinsey 2021). Futures Literacy ist für mich ein zentraler Bestandteil davon, da sie uns hilft, Orientierung zu finden und sie für das Lösen von Aufgaben nutzen können.

Insgesamt hat dieses Programm meinen Blick auf die Zukunft verändert und mir wertvolle Werkzeuge an die Hand gegeben, um sie aktiv zu gestalten. Ich freue mich darauf, dieses Wissen in meinem beruflichen und persönlichen Leben einzusetzen und weiterzugeben.

Sie arbeiten zusammen mit der WISTA Management GmbH am Zukunftsort Technologiepark Adlershof, um die Arbeit mit Zukünften zu fördern. Können Sie uns bitte etwas über dieses Projekt erzählen und welche Ziele Sie damit verfolgen?

Natürlich, ein besonderer Fokus des „Campus Clubs“ am Standort Adlershof liegt auf der Vernetzung verschiedener Welten aus Forschung und Innovation. Es soll ein Raum geschaffen werden, in dem diese Welten zusammenkommen und sich entfalten können. Das Team plant regelmäßige „Future Talks“, um den Austausch innerhalb der Zielgruppe der Forschenden zu fördern. Rawad Chammas von der WISTA und ich haben für den Campus Club gemeinsam ein Konzept entwickelt, das den Titel „Navigating Future Horizons“ trägt. Mit diesem Projekt möchten wir Forschenden unter anderem die Kompetenz der Futures Literacy näherbringen und damit Ihre Möglichkeitsräume erkunden. In enger Zusammenarbeit entwickeln wir Programme, tauschen Ideen aus und experimentieren, um die Gestaltbarkeit von „Zukünften“ zu vermitteln.

Genauer gesagt geht es um eine Einführung in die Grundlagen der Zukunftsforschung sowie das Bewusstmachen von „wahrscheinlichen Zukünften“ und „bevorzugten Zukünften“. Dies geschieht im Verständnis des Zusammenspiels von Forschung und Innovation. Dabei reflektieren wir über Herausforderungen und Chancen bei der Umsetzung von Handlungsstrategien. Geplant ist ein Futures Literacy Lab, das den Teilnehmenden neue Erkenntnisse über sich selbst und ihre Annahmen vermittelt. Wir freuen uns darauf, gemeinsam mit den Teilnehmenden neue Horizonte zu erschließen.

Über die Arbeit mit der WISTA hinaus versuche ich, für diverse, aber explizite Zielgruppen ähnliche Formate aufzubauen. Dabei bin ich in Gesprächen mit Unternehmen, Gewerkschaften und Bildungseinrichtungen. Hierzu müssen geeignete Konzepte entwickelt werden, die auf die Notwendigkeit der Kompetenzgewinnung hinweisen, aber auch praktikabel sind, um Gelerntes bewusst in das Arbeits- und Privatleben zu überführen.

Sie möchten das Thema Zukunftskompetenzen in Unternehmen fördern. Welche Schlüsselkompetenzen müssen Ihrer Meinung nach im Unternehmen entwickelt werden, um zukunftsfähig zu bleiben?

Zunächst geht es darum, ein breites Skillset der MitarbeiterInnen zu fördern, damit Unternehmen zukunftsfähig bleiben. „Anticipatory Competency“, oder eben auch Futures Literacy, werden von renommierten Institutionen wie OECD oder UNESCO als besonders bedeutend eingestuft. Idealerweise sollten diese Kompetenzen vor dem Berufsleben bereits gefördert werden. Dabei gibt es Initiativen, Futures Literacy in der Schulausbildung stärker zu verankern, damit diese Fähigkeiten im Berufsleben stärker ausgeprägt sind. Gleiches gilt auch für junge Studierende, die in z.B ihrer Auswahl an Schlüsselqualifkation Angebote bekommen sollten, um an ihrer Futures Literacy arbeiten zu können. Das würde dazu führen, dass sie mit dem Berufseintritt dazu beitragen, ein kreatives, informiertes und starkes Team zu bilden. Dies steigert nicht nur die beschworene Resilienz im Unternehmen, sondern fördert auch die Entwicklung neuer Prozesse und innovatives Denken.

Welches Angebot bieten Sie an, um diese Kompetenzen zu vermitteln?

Im Rahmen der ion3 bieten wir Programme an, um ein tiefes Verständnis für Futures Literacy zu fördern. Diese Programme beinhalten individuelle Weiterentwicklungsmöglichkeiten und spezialisierte Methodenworkshops, die darauf abzielen, diese wichtige Kompetenz zu stärken. Ich arbeite eng mit erfahrenen Fachleuten zusammen, die ich während meines Postgraduate-Programms kennengelernt habe. Wir decken die Bereiche der Beratung, Mitarbeiterentwicklung und Schulbildung ab. Besonders wertvoll ist unser Netzwerk, das sowohl wissenschaftlich als auch beruflich stark in der Thematik verankert ist und durch seine Forschungsarbeit interessante Beiträge leistet.

Das Ziel besteht darin, Themen aus dem weiter gefassten Bereich Foresight zu präsentieren und ihre praktische Anwendung zu demonstrieren. Ich bin überzeugt, dass die Integration dieser zukunftsorientierten Kompetenzen in den Alltag von Organisationen dabei unterstützt, Herausforderungen durch Reflexion und Bewusstsein erfolgreicher zu meistern.

Ihre Firma, die ion3 Prozessmanagement GmbH, bietet maßgeschneiderte Beratungsdienstleistungen an, um die Geschäftsprozesse Ihrer Kunden effizienter zu gestalten. Können Sie uns ein Beispiel für ein erfolgreiches Projekt nennen, bei dem Sie signifikante Verbesserungen erzielen konnten, und uns erläutern, wie Sie dabei vorgegangen sind?

Für unsere Kernarbeit in der Beratung für Produktions- und Logistikprozesse können wir auf viele erfolgreich umgesetzte Projekte und langjährige Kundenbeziehungen stolz sein. Aktuell unterstützen wir einen Kunden in der Region beim Hochlauf der Serienfertigung an einem neuen Standort. Dabei übernehmen wir die Verantwortung, sowohl Kern- als auch Support-Prozesse ganzheitlich zu etablieren. Mit unserer Arbeit versuchen wir immer auf die Chancen der Digitalisierung zu integrieren. Dies bedeutet die Bereitschaft zu investieren. Wir übernehmen die Akquise und Verwaltung von strukturellen Fördermittel, um unserem Kunden finanzielle Planungssicherheit zu bieten. Weitere Aufgabenfelder umfassen das Management von Problemen entlang des Produktlebenszyklus bis hin zur Planung und Durchführung von Produktionstransfers.

Jedem Projekt geht eine gründliche Ist-Analyse voraus. Wertströme und Prozesse sind ebenso wichtig wie deren Zusammenhänge, um ein ganzheitliches Verständnis des Unternehmens unseres Kunden zu erhalten. Die gewonnenen Erkenntnisse bewerten wir anhand unterschiedlicher Szenarien, um daraus Maßnahmen zu entwickeln und umzusetzen. Ein tiefes Verständnis der zukünftigen Umweltbedingungen ist dabei oft hilfreich, um nachhaltige Erfolge sicherzustellen. Uns sind die Mitarbeitenden wichtig, die Teil der Veränderung sind und diese aktiv mitgestalten können.

 

WEITERE LINKS

Weiterführende Literatur

Future Skills 2021 | Stifterverband